O.W.Fischer
BESCHEIDENHEIT GEHÖRT NIE ZU SEINEN TUGENDEN
Von KATJA LÜDEMANN
Er ist eine Filmlegende. Er hat in mehr als sechzig Filmen mitgespielt und verkörpert durchweg Charakterrollen. Mit einem gesunden Selbstbewusstsein ausgestattet und vom eigenen Talent überzeugt, wird O. W. FISCHER einer der beliebtesten Schauspieler des Nachkriegsfilms in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Er ist der Held im weißen Kittel, er ist Priester, Gauner, Maler und Liebhaber. Mit seiner spöttischen Süffisanz bietet er großes Unterhaltungskino und erobert die Herzen des Publikums.
FRAUENSCHWARM MIT HOCHZEIT UND AFFÄREN
OTTO WILHELM FISCHER wird am 1. April 1915 in Klosterneuburg (Österreich) geboren. Sein Vater, Frank Karl Fischer, Jurist und Hofrat der nieder-österreichischen Landesregierung, sieht O. W. FISCHER und dessen älteren Bruder Franz in seine Fußstapfen treten. O.W. erlangt 1933 die Matura (Abitur) und studiert einige Jahre Anglistik, Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität in Wien. Doch O. W. FISCHER hat das ruhelose Zigeunerblut seiner Mutter Maria geerbt. Schon bald wechselt er an das Max-Reinhardt-Seminar in Schönbrunn und nimmt Schauspielunterricht. Er erhält Engagements im Wiener Theater in der Josefstadt und debütiert in Arthur Schnitzlers „Liebelei“. Es folgen Auftritte in den Münchner Kammerspielen und am Deutschen Volkstheater in Wien. 1945 wird er festes Ensemblemitglied am Wiener Burgtheater und bleibt es bis 1952.
Bereits 1936 erhält O. W. FISCHER kleinere Filmrollen, so in „Burgtheater“ von Willie Forst. Erst 1950 gelingt ihm in der Hauptrolle in „Erzherzog Johanns große Liebe“ der Durchbruch. In der Zeit des deutschen Wirtschaftswunders avanciert O. W. FISCHER zu einem der bestbezahlten deutschsprachigen Kinostars. Seine distanzierte Spielweise und monologhafte Sprechweise werden zu seinem Markenzeichen, aber es sind seine strahlend blauen Augen, die Frauenherzen schmelzen lassen.
Während seiner Filmkarriere führt FISCHER gelegentlich Regie, kehrt aber schnell wieder zur Schauspielerei zurück. 1942 heiratet er die aus Prag stammende Schauspielerin Anna Usell. Über ein paar weitere Affären flüstert man hinter den Kulissen. In den späten 1950er Jahren folgt er dem Ruf Hollywoods und beginnt mit Dreharbeiten zu „My man Godfrey“. Doch mit den Produzenten gibt es bald unüberbrückbare Differenzen: Fischer muss weichen, DAVID NIVEN kommt. O. W. FISCHER tut diese Pleite mit einem Schulterzucken ab; Hollywood sei schließlich selber schuld, dass es auf ihn verzichtet. Erst später wird bekannt, dass O. W. FISCHER zu dem Zeitpunkt unter Gedächtnisverlust leidet, seine für ihn persönlich schwerste Stunde.
SCHWIERIGKEITEN IN HOLLYWOOD, WIEDER ERFOLG IN DEUTSCHLAND
O.W.FISCHER kehrt zurück nach Deutschland und kann prompt an alte Erfolge anknüpfen. Ehrungen und Auszeichnunmgen sprechen für sich: So erhält er sieben Mal das "Bambi", sechs Mal den Bravo "Otto".
Der Herzensbrecher und die junge MARIA SCHELL werden für Jahre zum Traumpaar des heimischen Kinos geformt. In vielen gemeinsamen Filmen, unter anderem „Bis wir uns wiedersehen“ (1952), „Solang du da bist“ (1953), „Das Riesenrad“ (1961) begeistern beide Akteure das deutschsprachige Publikum.
1960 zieht O.W. FISCHER mit seiner Frau nach Vernate in den Schweizer Kanton Tessin und macht sich rar im Filmgeschäft. Gelegentlich tritt er noch im Fernsehen auf, studiert aber viel lieber die Werke der großen Philosophen und Theologen. 1970 wird O.W.FISCHER in Österreich zum Professor ernannt, hält später Vorlesungen über Philosophie und Hypnose. In den späten 1970er Jahren wird er mit dem goldenen Filmband für langjähriges und hervorragendes Wirken in deutschen Filmen geehrt.
1985 verstirbt seine geliebte Frau Anna. O. W. FISCHER heiratet nicht wieder. Am 29. Januar 2004 stirbt O. W. FISCHER im Alter von 88 Jahren in Lugano. Sein Nachlass ist im Österreichischen Theatermuseum zu besichtigen. (abc-stars.de)
Date: 07/10/2009
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