Karin Baal
EINE BERLINER GÖRE WIRD ZUM SUPERSTAR
Von KATJA LÜDEMANN
Ihre Rollen sind ihr Markenzeichen. Sie ist die jugendliche Rebellin, die ihren Sex-Appeal einsetzt, um an ihre Ziele zu kommen. Sie hat neben Horst Buchholz Filmgeschichte in Nachkriegsdeutschland geschrieben. Sie ist die jugendliche Verbrecherin, die sich aus allem heraus windet. Sie ist die anrüchige Verführerin, die alle um den Finger wickelt. Sie wird zur kühlen Blonden. Die Männer liegen ihr zu Füßen. KARIN BAAL gehört zum Film und der Film gehört zu ihr.
SIE ZEIGT DEN HALBSTARKEN, WO ES LANG GEHT
KARIN BAAL wird am 19. September 1940 in Berlin als Karin Blauermel geboren. Das junge Mädchen wächst zusammen mit seinem Bruder in schwierigen sozialen Verhältnissen bei der Großmutter auf. Den Vater lernt sie nie kennen, die Mutter arbeitet Tag ein, Tag aus als Schneiderin. Um sich etwas Geld nebenher zu verdienen, verkauft KARIN BAAL selbst gemalte Postkarten. Im Alter von vierzehn Jahren schafft sie ihren Realschulabschluss und beginnt eine Ausbildung zur Modezeichnerin. 1956 nimmt sie an einem Filmcasting teil. Das Unglaubliche geschieht: Ohne Schauspielausbildung und jegliche Erfahrung erhält das blonde Mädchen unter siebenhundert Bewerberinnen die Hauptrolle in „Die Halbstarken“. KARIN BAAL verkörpert den rebellischen Zeitgeist, das Lebensgefühl der Rock'n'Roll-Generation. Sie bekommt einen dreijährigen Schausspielausbildungsvertrag und avanciert über Nacht zum bejubelten Teenager-Idol. 1958 spielt sie in einer Nebenrolle die Prostituierte Bo in „Das Mädchen Rosemarie“. Nur ein Jahr später beendet sie ihre Schauspielausbildung und heiratet ihren Jugendfreund Karlheinz Gaffkus. Ein paar Monate später kommt Sohn Thomas zur Welt. KARIN BAAL erhält erste Bühnen-Engagements. Ihr Theaterdebüt gibt sie als Su Shu in Gunther Weisenbarns „15 Schnüre Geld“ und spielt in Zürich, Hamburg, Berlin und auch bei den Salzburger Festspielen.
Das Jahr 1961 ist für die junge Schauspielerin ein Meilenstein ihrer Filmkarriere. Sie erhält den Bambi in Silber und wird für ihre überzeugende Darstellung in „Der Jugendrichter“ mit dem Preis der Deutschen Filmkritik als 'Beste Nachwuchsschauspielerin“ ausgezeichnet.
Ihre erste Ehe geht in die Brüche. 1962 heiratet KARIN BAAL den Schauspieler HELMUTH LOHNER, die gemeinsame Tochter Therese kommt drei Jahre später zur Welt.
Für ihre Darstellung in „Ein Mädchen von heute“ bekommt sie 1966 die "Goldene Kamera". Auch international wird sie bekannt. Allerdings wächst sie aus ihrer bisherigen Rolle des aufmüpfigen Teenagers heraus und avanciert zur kühlen Blonden, die beschützt werden will. KARIN BAAL spielt in mehreren Edgar-Wallace-Produktionen mit („Die toten Augen von London“ (1961) oder 1967 „Der Hund von Blackwood Castle“). In den 1970er Jahren konzentriert sich KARIN BAAL verstärkt auf Fernsehproduktionen. Sie spielt Nebenrollen in „Der Kommissar“, „Tatort“, „Derrick“ und „Doppelter Einsatz“.
1977 geht sie mit „Die verlorene Ehe der Katharina Blum“ von HEINRICH BÖLL auf Theatertournee.
Die Ehe mit Helmuth Lohner hält fünfzehn Jahre, dann geht das Paar, das die meiste Zeit in der Schweiz gewohnt hat, getrennte Wege.
Unter der Regie von Rainer Werner Fassbinder spielt sie in „Berlin Alexanderplatz“, „Lili Marleen“ und „Lola“. Sie wird nun eher mit der Rolle der Mutter oder der älteren Freundin der Heldin bedacht.
KARIN BAAL verfolgt nebenher ihre Theaterkarriere und hat dort mehr Glück. Sie geht auf Tournee und spielt in Jean Paul Sartres „Geschlossene Gesellschaft“ und in „Mord um Mitternacht“ von Francis Durbridge. In den 1990er Jahren bekommt sie Hauptrollen in TV-Produktionen, wie „Scheidung à la carte“ (1991) oder „Wenn Engel reisen“ (1993).
Liebe und Zuflucht vor dem Schauspielstress findet sie bei ihrem dritten Ehemann, VOLKER ECKSTEIN. Als dieser 1996 jedoch an Krebs stirbt, fällt sie in ein tiefes Loch. Alkoholprobleme und Zusammenbrüche zwingen zu einer Pause.
WIEDER ZURÜCK INS LEBEN
Erst zur Jahrtausendwende schafft es KARIN BAAL, wieder in das Leben zurück zufinden. Sie spielt in der Produktion „Der Tunnel“ mit. Auch privat scheint sie ein neues Glück gefunden zu haben. Sie heiratet den dreißig Jahre jüngeren Kurden Cevdet Celk. Auch ihr Theaterbühnencomeback 2006 hilft ihr aus der Krise. Gemeinsam mit ihrer Tochter Therese spielt sie im Düsseldorfer Theater 'Komödie' in dem Stück „8 Frauen“. Gleichzeitig stellt das Filmmuseum in Düsseldorf eine Matineè ihrer Schauspielkarriere der 1950er und 1960er Jahre aus. 2008 wird sie für ihre Rolle der Prostituierten, die des Lebens müde geworden ist, in Andreas Kleinerts Drama „Hurenkinder“ mit einer Nominierung für den Deutschen Filmpreis als beste Schauspielerin bedacht.
Wie auch in all ihren Rollen hat KARIN BAAL nicht den unbezwingbaren Willen verloren, sich ihr Glück zu erkämpfen und nicht aufzugeben. (abc-stars.com)
Date: 07/13/2009
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