Gilbert Bécaud
DER FRANZÖSISCHE GENTLEMEN MIT DEM FAUCHENDEN „R“
Von KATJA LÜDEMANN
Keiner entlockt so sanft seinem Piano die Melodie, so dass man den Eindruck gewinnt, dass seine Stimme mit den Tönen des Klaviers verschmilzt. Das Publikum ist verzaubert und liebt ihn dafür. GILBERT BÉCAUD ist einer der letzten Weltstars des französischen Chansons: mit seiner rauchigen Stimme schmollt, liebt, bejubelt, trauert, wütet und berührt er. Er ist der Star der großen Hallen, ist erfrischend anders und direkt, ein Bühnenfanatiker, der nichts dem Zufall überlässt. Er verführt sein Publikum und sagt von sich selbst: „Wenn ich in einem großen Saal stehe, verwandeln sich die Hunderte oder Tausende von Gesichtern in eine einzige Frau, mit der ich Liebe mache.“
SEINE MARKENZEICHEN: "MONSIEUR 100.000 VOLT"
GILBERT BÉCAUD wird am 24. Oktober 1927 in Toulon als François Gilbert Silly geboren.
Schon in seiner Kindheit hat er Klavierunterricht. Verfeinert wird seine Leidenschaft auf der Hochschule für Musik in Nizza. Nach 1945 zieht er durch die Bars von Paris, bis er als Klavierbegleiter für Jacques Pills („Mon ami Pierrot“) mit auf Amerikatour darf. GILBERT BÉCAUD beginnt mit dem Komponieren eigener Chansons. Jacques Pills schreibt die Texte und namenhafte Künstler wie FRANK SINATRA, ELVIS PRESLEY („Let it be me“) oder MARLENE DIETRICH („Marie, Marie“) interpretieren seine Lieder. Seine Entdeckung hat Bécaud der französischen Chansonssängerin EDITH PIAF zu verdanken. Sie zu dem Zeitpunkt mit Jacques Pills verheiratet, erkennt das große Talent und fördert den jungen GILBERT BÉCAUD. Mit sechsundzwanzig Jahren tritt er im Pariser Olympia auf. Im Laufe seiner Karriere wird er dort so oft engagiert sein, wie kein anderer vor ihm.
Er sammelt um sich die besten Texter, darunter Louis Amade und Pierre Delanoe, und komponiert mehr als vierhundert Chansons, darunter Evergreens wie „L’important, C’est la rose“ oder „La solitude ca n’existepas“. In den folgenden Jahren geht er auf Welttourneen, großinszenierte Auftritte runden seine Shows ab, nicht weniger als 250 jährlich. Das singende Kraftwerk GILBERT BÉCAUD ist nicht zu bremsen. Wegen seines Temperaments und der elektrisierenden Bühnenshow erhält er den Beinamen ‚Monsieur 100.000 Volt“, und schon bald wird die weißgepunktete Krawatte zum blauen Anzug zu seinem Markenzeichen.
1955 unternimmt GILBERT BÉCAUD seine ersten Schritte als Schauspieler in dem Film „Le Pays d´où je viens“, es folgen „Casion de Paris“ (1957) und „Croquemitoufle“ (1958). Er konzentriert sich aber schnell auf den musikalischen Teil und komponiertauch Filmmusik für z.B. „Babette zieht in den Krieg“ (1959) mit BRIGITTE BARDOT. Sein größter Hit „Nathalie“ (1964) wird ein Welterfolg. 1973 wird ihm das Bundesverdienstkreuz für Verdienste um die deutsch-französische Freundschaft verliehen.
DER KETTENRAUCHER UND DER TOD
Anfang der 1990er Jahre zieht GILBERT BÉCAUD sich immer mehr zurück, der Kettenraucher kämpft gegen Mundhöhlenkrebs. Dennoch zieht es ihn mit einer mitreißenden Ernergie immer wieder auf die Bühne. Die Fans danken es ihm und umjubeln seine selten gewordenen Auftritte. 1997, zu seinem siebzigsten Geburtstag, eröffnet er mit einer fulminanten Bühnenshow das restaurierte Pariser Olympia, die Anfangsstätte seiner Karriere. Ein Jahr später scheint der Krebs besiegt. Zusammen mit seiner zweiten Frau Kitty Saint-John und seinen sechs Kindern genießt der Optimist das Leben in der westfranzösischen Region Poitau, auf Korsika oder auf seinem Hausboot auf der Seine in Paris. Doch im Winter, am 18. Dezember 2001, stirbt GILBERT BÉCAUD im Alter von 74 Jahren auf seinem Boot. Die Teufelskrankheit hat ihn besiegt. JACQUES CHIRAC würdigt ihn als Botschafter des Chansons, gesegnet mit einer der bekanntesten und mitreißendsten Stimme unserer Zeit. (abc-stars.com)
Date: 08/17/2009
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